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Die Ich-Bin-Worte

1) Joh 1,1-18

Der Johannes-Prolog ist von V1-18 als Perikope [in sich geschlossener Sinn-Abschnitt] abzugrenzen!

V6-8 sind dabei ein kleiner Einschub, in denen Johannes der Täufer als Zeuge für das Licht vom eigentlichen Licht (Jesus Christus) abgegrenzt wird. Von der Form her kann man Joh 1,1-18 als Hymnus bezeichnen – ganz ähnlich eigentlich, wie das auch bei Gen 1 der Fall ist, denn es werden keine naturwissenschaftlichen Aussagen über die Entstehung der Welt gemacht, sondern in hymnischem Lobpreis wird Gott als Schöpfer aller Dinge geehrt. Im Gegensatz zu Gen 1,1–2,4a tut Gott das in Joh 1,1-18 allerdings nicht alleine, sondern zusammen mit dem Logos.1

V1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Mit der Formulierung „im Anfang“ greift das JohEvang die erste Schöpfungserzählung in Gen 1,1–2,4a auf (Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die Erde aber war wüst und leer). Im griechischen Original des JohEvang steht hier Logos. Das ist ein viel umfassenderer Begriff als unser deutsches Begriff Wort nahelegt.

Goethe lässt seinen Dr. Faust im Studierzimmer auf der Suche nach wahrer Erkenntnis genau diesen Johannes-Prolog aus dem Alt-Griechischen ins Deutsche übersetzen:

Wir sehnen uns nach Offenbarung,
Die nirgends würd'ger und schöner brennt
Als in dem Neuen Testament.
Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen,
Mit redlichem Gefühl einmal
Das heilige Original
In mein geliebtes Deutsch zu übertragen.
Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.
Geschrieben steht: ›Im Anfang war das Wort!‹
Hier stock' ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muss es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Dass deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh' ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!2

Goethe verdeutlicht hier, dass das deutsche Wort „Wort“ für den griechischen Begriff Logos viel zu eng gefasst ist. In Joh 1,1 ist dieser Logos nämlich Schöpfungsmittler: Gott erschafft alles, was ist, durch diesen Logos. Gewissermaßen ist die erste Tat Gottes, dass er durch den Logos, der schon immer bei Gott ist, und der selbst Gott ist, alles erschafft.

Wenn man nun prüft, wie Gott in Gen 1 die Dinge erschafft, so genügt es dort vollkommen, dass er spricht und schon treten die Dinge in Erscheinung. Insofern ist Joh 1 eine ganz klare Aktualisierung der 1.Schöpfungs-erzählung, wenn hier Gott einen göttlichen Mittler hat, den LOGOS. Schöpfung 2.0 gewissermaßen.3

V2 präzisiert noch einmal, dass der Logos von Anfang an bei Gott ist, also bereits bevor die Schöpfung ins Werk gesetzt wird, existiert. V3 zeigt, dass Gott allein durch den Logos schafft, der nach V4 mit dem (wahren) Leben identifiziert wird, und dieses Leben gleichzeitig das Licht der Menschen darstellt.

V5 stellt dieses Licht gegen die Finsternis. Finsternis symbolisiert hier die Chaosmächte, die auch schon in der hebräischen Bibel das von Gott geschaffene Leben bedrohen. So steht in Gen 1,2: die Erde aber war wüst und leer – im hebräischen Original Tohuwabohu. Dieser Begriff steht auch heute noch umgangssprachlich für großes Chaos, das theologisch gesprochen aber grundsätzlich alles Leben und den Lebensraum bedroht.

Joh 1,4 klärt aber auf, dass Gott–Logos–Leben–Licht sich von dieser Chaosfinsternis nicht ergreifen lässt, sondern durch seine beständige Fürsorge (theologisch Creatio continua – Gottes fortwährende Schöpfermacht) dafür sorgt, dass der sichere Lebensraum für uns Menschen erhalten bleibt.

V6-8 verweist im Prolog auf den Täufer Johannes, der für dieses göttliche Licht zeugt, es selbst aber nicht ist. In den sogenannten synoptischen Evangelien (Mt-Mk-Lk) findet man immer wieder Hinweise auf eine gewisse Konkurrenz zwischen Johannes dem Täufer, der selbst Jünger um sich scharte und Jesus, der zunächst zum Kreis um Johannes gehörte, dann aber mit einer eigenständigen Botschaft in Abgrenzung zu Johannes dem Täufer auftritt. Offensichtlich spiegelt sich das im Johannes-Prolog hier wider – möglicherweise wurde der Prolog schon vorjohanneisch tradiert [überliefert].

Ab V9 wendet sich Joh 1 dann aber der Sendung Jesu zu. Alles läuft auf Joh 1,14 zu: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Hier wird das JohEvang deutlicher in der Begrifflichkeit: Dieser Logos ist der Sohn Gottes, er wird zur Rettung der Welt vom Vater gesandt. Während V9 noch allgemein vom wahren Licht gesprochen wird, das in die Welt gekommen ist, um die Menschen damit zu erleuchten, geht V10 einen Schritt weiter: Er (Jesus=Licht) kam in die Welt, die Welt ist durch ihn erschaffen und doch erkennt die Welt nicht, wer da zu ihr gekommen ist.

Auf der Ebene des Evangeliums kann man hier die Horizontverschmelzung erkennen: Das JohEvang deutet hier aus nachösterlicher Perspektive das Geschehen um Jesu Sendung, Ablehnung, Tod und Auferstehung im Rückblick und „erklärt“, warum nicht nur damals, sondern auch zur Zeit der Entstehung des Evangeliums (Ende des 1. Jh. n. Chr.) viele, an die die Sendung Jesu gerichtet war und jetzt die Botschaft von Jesus als dem Christus Gottes gerichtet ist, nämlich die Kinder Israels (=Juden), damals wie heute (1.Jh.) nicht anerkennen wollen, dass Jesus göttlichen Ursprungs ist. Das JohEvang grenzt sich damit scharf vom Judentum ab: Gottes Kinder sind nur diejenigen, die das wahre Licht erkennen, nämlich Jesus Christus als den von Gott gesandten einzigen Offenbarer der Wahrheit Gottes, die mit Jesus Christus identifiziert wird.

V14 dann die kürzeste „Weihnachtsgeschichte“ der Evanglien [Mk beginnt mit dem öffentlichen Wirken; Mt beginnt mit Herodes, den drei Weisen und der Flucht nach Ägypten, Lk bietet die uns bekannte und alljährlich vorgetragene Weihnachtsgeschichte] Johannes braucht genau einen Satz: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns!

V16-18 machen dann die Abgrenzung von jüdischer Theologie vollends eindeutig: V17: Mose hat nur das Gesetz gegeben. Gnade und Wahrheit kommen allein durch Jesus Christus. Noch krasser die Abgrenzung in V18: Nur in Jesus Christus, der selber Gott ist, wissen wir von Gott und erfahren wir von ihm.

So ergibt sich zusammenfassend folgende Gliederung:

V1-5 Schöpfung durch Gott und den Logos
V6-8 Johannes der Täufer als Zeuge für dieses Logos=Licht=Leben (Jesus Christus)
V9-14 Jesu Sendung ist das Zur-Welt-Kommen dieses Logos=Licht=Lebens
V15 Johannes der Täufer als Zeuge
V16-18 Gegenüberstellung von Gesetz (Mose) und Gnade, Wahrheit (Jesus Christus)

Das JohEvang erhebt also den Anspruch, dass Gott allein und exklusiv in Jesus Christus offenbart wird!

Alle traditionellen jüdischen Gottesvorstellungen und -attribute werden ausschließlich auf Jesus Christus übertragen bzw. von ihm „besetzt“: Wer Gott ist, erfahren wir nur durch Jesus Christus!

Während die synoptischen Evangelien [Mt, Mk,Lk] weitestgehend eine Adoptions-Christologie vertreten, vertritt Joh eine Präexistenz-Christologie, die also schon deutlicher in Richtung Trinität vorausverweist, vor allem, wenn man Joh 1,33 mit einbezieht, wo Johannes der Täufer vor Beginn des öffentlichen Auftretens von Jesus bezeugt, dass Jesus Gottes Sohn ist, der mit Heiligem Geist taufen wird.

2) Die Ich-Bin-Worte

Joh 6,35 Ich bin das Brot des Lebens (vgl. 6,41.48.51)
Joh 8,12 Ich bin das Licht der Welt.
Joh 10,7.9 Ich bin die Tür.
Joh 10,11.14 Ich bin der gute Hirt.
Joh 11,25 Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Joh 14,6 Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Joh 15,1 Ich bin der wahre Weinstock.

Weiter finden sich absolute Ich-Bin-Aussagen Jesu in Joh 6,20; 8,24.58; 13,19; 18,5.6.8. Also „Ich-Bin“ ohne Zuschreibungen und Konkretisierungen.

Hintergrund der Ich-Bin-Aussagen

„Der Joh.evangelist [rechnet …] mit Lesern, die mit der Bedeutung der Schrift in der liturgischen Praxis der großen jüdischen Feste vertraut sind, das heißt, die die Schriftlesungen im Gottesdienst dieser Feste kennen. Diese Feste sind der hervorragende Ort der Offenbarungsreden Jesu, in denen er sich als Gottes Sohn gezielt an die Juden als Gottes Volk wendet.“4

Ulrich Wilckens sieht das JohEvang damit sehr nahe an der liturgischen Praxis des Judentums. D.h. der johanneische Hintergrund, aus dem das Evangelium stammt, ist das Judentum, das sich allerdings in die heidnische Welt ausgebreitet hat.

Beginnt man bei den absoluten Ich-Bin-Aussagen wie z.B. bei der Verhaftung Jesu in Joh 18,1-11, so stellt man fest: Auf die Frage Jesu in V4, wen sie suchen würden und die Antwort der Häscher in V5, es sei Jesus von Nazareth, findet sich drei Mal im Text die Aussage „Ich bin es.“ In V6 weichen die Soldaten zurück und fallen zu Boden. Warum?

Es ist ihre unbeabsichtigte Huldigung vor dem wahren König der Welt. „In der Situation ist das eine Identitätsbekundung. Aber die Leser wissen, es ist das ,Ich‘ des Gottessohnes, der den Namen trägt, mit dem Gott sich Israel offenbart hat: ,ICH BIN‘ ( Ex 3,14; Ex 20,2).“5

Das bedeutet, dass das JohEvang die Selbstvorstellung Gottes aus Ex 3 ganz auf Jesus überträgt: Jesus ist der, der im Namen des einzigen Gottes sprechen kann und darf. In Joh 1,17f hat der Leser ja gelernt, dass niemand Gott je gesehen habe außer eben Jesus Christus, sein eingeborener Sohn.

So führt beispielsweise in Joh 8,28 Jesus ein Streitgespräch mit „den Juden“.6 Die jüdischen Gesprächspartner verstehen nicht, dass Jesus von Gott als seinem Vater redet, dessen einziger Sohn er ist. Vorausverweisend auf seine Kreuzigung – im JohEvang durchgehend als Erhöhung verstanden – fällt wieder die eindeutige Aussage, dass sich der johanneische Jesus als der einzig legitime Vertreter Gottes auf Erden sieht: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin … (Joh 8,28).

Zusammenfassung: Alle Ich-Bin-Aussagen Jesu im JohEvang haben den einen Sinn, Jesus in bewusster Identifikation mit der Selbstvorstellung Gottes im brennenden Dornbusch (Ex 3,1-15) ganz auf die Seite Gottes zu stellen. Der johanneische Jesus ist der einzige Offenbarer Gottes in der Welt, an dem sich die Menschen zu orientieren haben, wenn sie zu Gott gelangen wollen!

Wie also sind die sieben Ich-Bin-Worte Jesu zu verstehen?

1. Ich-Bin Wort: Joh 6,35 Ich bin das Brot des Lebens (vgl. 6,41.48.51)

Zusammenhang und Kontext: Jesus als das Brot des Lebens findet sich im Rahmen des 4. Zeichens, der Brotvermehrung. Zunächst wird von V1-13 – ähnlich den Synoptikern – von der Speisung der 5000 durch fünf Gerstenbrote und zwei Fische am See Genezareth berichtet, an deren Ende die Jünger zwölf Körbe mit Brocken einsammeln, die übrig bleiben. In V14-22 wollen die so Gesättigten aufgrund der Zeichen, die sie sehen, Jesus zum König machen. Jesus entzieht sich jedoch alleine auf den Berg und gelangt auf dem Wasser (5. Zeichen) zu seinen Jüngern ins Boot, die gerade in einen Sturm geraten (vgl. z.B. Mk 4,35-41) – wieder bekundet Jesus: Ich bin's; fürchtet euch nicht! (identische Formulierung in Mk 6,50) V22-27 finden die Suchenden am nächsten Tag Jesus am anderen Ufer. Jesus fordert sie auf nicht nach vergänglicher Speise, sondern um Speise für das ewige Leben zu suchen, das es bei ihm gebe. Nach V28-33 besteht die einzige Aufgabe, dieses Brot zu erhalten, darin, an Jesus als den Gesandten Gottes zu glauben. Die Zuhörenden fordern jedoch Zeichen der Beglaubigung.

V35 identifiziert Jesus mit diesem Brot, wer zu ihm kommt wird weder Hunger noch Durst leiden. Zielpunkt der Perikope bildet die Aussage in V40, dass „der Wille meines Vaters [ist] dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn aufwecken am Jüngsten Tage.“ Die Aussage in V48 bekräftigt dann, dass der Sohn für den Vater spricht und alle Macht auf ihm ruht. Der Verweis auf 2 Mo 16 sagt: Die Israeliten haben in der Wüste Manna gegessen und sind gestorben, das Brot Jesu macht in Ewigkeit satt. V52-58 verweist auf die sakramentale Vergegenwärtigung im Abendmahl (V54: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben)

Jesus ist das vom Himmel gekommene sattmachende (und jeden Durst stillende) Brot des Lebens, wer an ihn glaubt, hat bereits jetzt und am Jüngsten Tag das ewige Leben!

2. Ich-Bin Wort: Joh 8,12 Ich bin das Licht der Welt

Zusammenhang und Kontext: In Joh 7,53 - 8,11 findet sich die (erst in späteren Textzeugen auftauchende) Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin: V7: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Der kurze V12: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben, verweist wieder auf den Beginn des JohEvang, wo in Joh 1,4f. vom (wahren) Leben als dem Licht der Menschen gesprochen wird, das die Finsternis der Gottferne nicht ergreifen kann (vgl Erläuterungen zum Prolog).

Von V13-19 zeugt Jesus aus der Perspektive der Pharisäer (sonst im JohEvang allgemeiner „die Juden“) für sich selbst, weil diese nicht erkennen, dass ihn der Vater gesandt hat. Weiter bezeichnet sich Jesus in V 16 als der wahre Richter.

3. und 4. Ich-Bin Wort: Joh 10,7.9 Ich bin die Tür. / Joh 10,11.14 Ich bin der gute Hirt

Zusammenhang und Kontext: Nach Ulrich Wilckens ist die Hirtenrede von Joh 10 „als ganze der in Ez [Hesekiel] nachgebildet.“7 Jesus ist der wahre Hirte, er kümmert sich um die Schafe und setzt sogar sein Leben für sie ein. Das doppelte Amen zu Beginn verdeutlicht wie an allen anderen Stellen, wo es erscheint, dass hier “göttliche Offenbarungswirklichkeit und -gewissheit“ ausgedrückt wird.8

V7-18 deutet Jesus sein Bildwort: Er ist die Türe, durch die die Schafe (Israels und dann der christlichen Gemeinde = V16 andere Schafe, nicht aus diesem Stall) hinaus auf die Weide – sinnbildlich für die gute Welt Gottes – geführt werden und er ist auch der rechtmäßige, wahre Hirte, der sogar sein Leben für seine Schafe gibt.

V19-21: Am Widerspruch – jetzt „der Juden“ zeigt sich die Auseinandersetzung der johanneischen Gemeinde mit dem rabbinischen Judentum Ende des 1. Jh. n. Chr. (Horizontverschmelzung): Wer von Jesus als dem Sohn Gottes spricht, wird aus der Synagogengemeinde ausgeschlossen.

V22-30: Spitzensatz – eigentlich schon zur Genüge bekannt – V30 Ich und der Vater sind eins.

5. Ich-Bin Wort: Joh 11,25 Ich bin die Auferstehung und das Leben

Zusammenhang und Kontext: Die Auferweckung des Lazarus

V1-16: Auf die Nachricht der Schwestern Maria und Marta, dass sein Freund Lazarus krank sei, „trödelt“ Jesus mit Absicht zwei Tage herum, bis dieser gestorben ist. Die Jünger warnen Jesus, Jerusalem sei gefährlich, weil man ihn ja dort habe steinigen wollen und gehen dann aber doch mit ihm.

V17 berichtet davon, dass Lazarus schon vier Tage im Grab liegt. D.h. auf keinen Fall nur scheintot sein kann – V39 warnt Marta bei der Graböffnung deswegen vor dem Verwesunggeruch.

Während Marta angesichts des Todes ihres Bruders von der traditionellen Vorstellung von einer Auferstehung am Jüngsten Tag spricht (V24), konstatiert Jesus in V25: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer das lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Dies hat in V27 das Bekenntnis Martas zur Folge: Ja Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.

V28-45: Die beiden Schwestern gehen mit Jesus zum Grab und es folgt die eigentliche Auferweckung des Lazarus.

V46-58: folgt daraufhin der Tötungsbeschluss des Hohen Rates.

6. Ich-Bin Wort: Joh 14,6 Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben

Zusammenhang und Kontext: Der Abschied Jesu von seinen Jüngern (V4-14) und seine Wiederkehr zu ihnen (V15-26)

„Man kann in 14,6 eine Zusammenfassung aller Ich-bin-Worte sehen. ICH BIN, die Offenbarung des Gottesnamens, ist der entscheidende christologische Aspekt: In Jesus offenbart sich Gott selbst.“9

Der traditionelle jüdische Weg zu Gott ist die Tora (z.B. in Ps 119,1). Weiter ist er „auch die Wahrheit als das lichthafte, befreiende Wesen der Herrlichkeit Gottes […]. Und als solcher auch das Leben Gottes, das der Sohn ,in sich selbst‘ hat, wie der Vater […] und das er denen, die an ihn glauben, als Gottes Heilsgabe schenkt (3,16); ihn zu ,erkennen‘ als Gottes gesandten Sohn, ist ja das ewige Leben.“10

7. Ich-Bin Wort: Joh 15,1 Ich bin der wahre Weinstock / Joh 15,5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben

Zusammenhang und Kontext: Hier geht es um das Verhältnis der Jünger und Jüngerinnen zu Jesus nach Ostern. „Wie die Reben am Weinstock, sind Jesu Jünger, in ihm‘ und sollen entsprechende Frucht bringen.“11

In der hebräischen Bibel gibt es zahlreiche Stellen, wo Israel – also die jüdische Gemeinde – als der Weinberg Gottes bezeichnet wird (Bsp.: Hos 10; Jer 2; Ez 19). Dieses Bild wird nun für die christliche Gemeinde in Anspruch genommen und geht gewissermaßen auf sie über.

 


1 Man suche und prüfe Fremdwörter, die Logos enthalten, auf ihre Bedeutung: Biologie (Lehre vom Leben, nicht Wort vom Leben), Psychologie, Logopädie … d.h. auch hier wird deutlich, dass nicht nur das gesprochene Wort gemeint ist.

2 http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Dramen/Faust.+Eine+Trag%C3%B6die/Faust.+Der+Trag%C3%B6die+erster+Teil/Studierzimmer [nach neuer Rechtschreibung verändert]

3 Dass jüdische Weisheitslehre um die Zeitenwende bereits auch von einer Schöpfungsmittlerschaft der Weisheit spricht, mag nur am Rande erwähnt werden

4 Ulrich Wilckens, Das Evangelium nach Johannes. Das Neue Testament Deutsch, Bd. 4, Göttingen 17. neubearbeitete Auflage 1998, S. 11

5 A.a.O., S.271

6 Das JohEvang ist aller Wahrscheinlichkeit nach in der letzten Dekade des 1. Jh.n.Chr. entstanden. 70n.Chr. zerstören die Römer nach jüdischen Aufständen, Jerusalem und den Tempel. Außer den gemäßigten Pharisäern, die den Römern als keine Gefahr erschienen gingen alle jüdischen Gruppierungen wie Zeloten, Sadduzäer unter. Aus den Pharisäern entstand in den kommenden Jahrzehnten das rabbinische Judentum. Deshalb kann Johannes einfach von „den Juden“ sprechen. Das Evangelium selber ist aber tief in dieser Tradition verwurzelt, sieht sich als deren rechtmäßigen Erben.

7 Ulrich Wilckens, Das Evangelium nach Johannes. Das Neue Testament Deutsch, Bd. 4, Göttingen 17. neubearbeitete Auflage 1998, S. 164

8 A.a.O.

9 A.a.O., S.223

10 A.a.O., S.224

11 A.a.O., S.236

 

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